Ich bin gerade zurück von einem Angelausflug der besonders schönen Art.
Erklärtes Ziel war es auf "Sommerhuchen" zu angeln, nicht gerade typisch und daher ein besonderer Reiz für meinen Freund Stefan und mich. Einige werden sich nun denken das geht doch gar nicht, das ist doch ein "Winterfisch" - aber doch das geht, die Frage war nur wo. Mein Freund Velibor Ivanovic, für mich ist er der beste Ansprechpartner wenn es um Huchen geht, wusste dafür sofort eine Möglichkeit und unser nächstes Ziel. So ging es nach Bosnien an die Sana.
Unsere Unterkunft, die Huchenangler-Lodge bei Kljuc, ist direkt am Wasser,
hier sind 3 ganz neue Bungalows mit Terrasse, mit je 2 Zimmer und 2 Betten, einem schönen Badezimmer, ein Wohnbereich mit Couch, TV und voll ausgestatteter Küchenzeile.
„Zu Gast bei Freunden“ wäre auch ein möglicher Titel gewesen, denn genau so haben wir uns gefühlt.
Kulinarisch bestens versorgt mit bosnischen Spezialitäten waren wir bereit für die Sommerhuchen.
Die befischbare Strecke ist nur catch&release (no kill!), etwa 30 km lang und verläuft Großteiles durch einen Canyon.
Die Aktivität der Huchen gibt uns die Angelzeit vor und daher waren wir morgens gute 2 Stunden und vom frühen Abend bis in die Nacht am Wasser.
Neben einer sehr guten Huchen Population, hat es hier Äschen, Forellen, Nasen, Aitel (Döbel), Elritzen, Grundeln und Koppen, sie bieten das reichhaltige Nahrungsangebot für den Top-Predator.
Huchen sind extrem lernfähige Fische, mit ca. 90 cm und 8-10 Jahren hat er schon einiges an Erfahrungen gesammelt und er wird immer schlauer, die Köderpräsentation sollte daher so realistisch wie möglich sein, wenn man einen großen Huchen überlisten möchte.
Zum Einsatz kommen die klassischen Huchenköder,
Wobbler, Gummifische,
Schwammköder,
Streamer und natürlich der Huchenzopf werden an entsprechendem Material präsentiert.
Nach unserer Ankunft und dem Check-Inn in der Lodge wurden wir bei einem Gespräch am Ufer mit Kollegen plötzlich unterbrochen - flüchtenden Fische an der Oberfläche - ein jagender Huchen im Pool gegenüber. – Was für eine Begrüßung.
- ein beachtlicher Fisch der gleich Rutenfieber in mir weckte und kurz darauf flog mein Wobbler zur anderen Seite – und schon hatte es mich voll erwischt, das Huchenfieber mitten im Sommer – geil.
Ein Eisvogel zischt an mir vorbei und nimmt gegenüber Platz um Fischchen zu fangen.
Ich konnte es gar nicht erwarten noch ans Wasser zu kommen, was allerdings mit zunehmender Dunkelheit und ohne Ortskenntnis immer schwieriger wurde und auch nicht ungefährlich ist, wie sich später noch zeigen sollte.
Am nächsten Morgen, gleich nach dem Frühstück sind wir wieder an den Fluss und versuchten unser Glück, der Pegelstand war für diese Jahreszeit noch ca. 10 cm zu hoch, da noch immer etwas Schmelzwasser aus den Bergen kam.
Wir versuchten unser Glück einige Kilometer flussabwärts, unterhalb einer verheißungsvollen Rausche mit einer langen tiefen Rinne.
Nicht nur die Ortskenntnis der Guides und die Vernetzung ist sehr hilfreich und zeitsparend, auch die Vorbereitung auf den restlichen Tag/Nacht extrem wichtig. Überall wo wir ans Wasser kommen sehen wir Elritzen, immer wieder weiden Nasen den Grund ab und blinken uns zu,
eine Äsche hinterlässt einen kleinen Ring auf der Oberfläche, einige große Döbel stehen vor einem versunkenen Baum im Kehrwasser und suchen das Weite als sie uns bemerkten.
Ein perfekter Spot den wir nach allen Regeln der Kunst befischen, jedoch ohne Fischkontakt.
Die Temperaturen stiegen mit jeder Minute und man war froh, wenn man mit der Wathose
im 13° kalten Wasser stand. Die Erfolgschancen sinken mit der weiter aufsteigenden Sonne, daher stellten wir das Angeln ein und erkundeten das Gewässer bzw. versuchten das
Am späten Mittag trafen wir uns wieder mit den Kollegen, kurz vor der Ortschaft, gleich nach der Brücke, ist ein Restaurant mit einer schattigen Terrasse über dem Fluss, ein schöner Platz mit guter Küche inklusive „Fischkino“ – Nasen, Elritzen und Forellen waren auch da.
Ich bevorzuge es bei der Hitze am Nachmittag Energie zu sparen, etwas chillen damit ich am Abend genug Konzentration und Ausdauer habe. Wer Fliegenfischen möchte auf Forellen und Äschen sollte am Nachmittag aber im Wasser stehen.
Die Insektenvielfalt ist groß und die Fische gerne selektiv.
Wir bevorzugten in frühes Abendessen nach der Siesta um dann bis ca. 0:00 Uhr zu fischen.
Mit Anbruch der Dunkelheit werden die Huchen aktiv. Nachts ist es an der Sana ganz dunkel am Wasser, das Licht einer Lampe hat hier „weitleuchtende Scheuchwirkung“ und fällt daher aus. Jetzt zeigt sich ob der Guide gut war und wir aufnahmefähig, dementsprechend sicher bewegen wir uns - gehen, waten, werfen und einziehen in die richtige Richtung muss nun nahezu blind funktionieren.
Das Netzwerk ist nun wieder besonders hilfreich, Beiß- bzw. Fressphasen, Fischkontakte und Fänge der anderen Kollegen am Wasser, Köder – alle wichtigen Informationen die zum Erfolg führen stehen dadurch zur Verfügung. Auf diese Art ist man in der Lage 2 vielleicht 3 gute Spots pro Tag zu „erlernen“.
Köderverluste sind beim Huchenfischen quasi unvermeidbar und sogenannte Kollateralschäden, aber ein entsprechendes Ködersortiment ist daher sehr wichtig! Wenn alles gut klappt und umgesetzt werden kann, ist die Chance auf eine Belohnung, der Fang des Königs unter den Salmoniden, als sehr gut einzustufen.
Langsam verbesserte sich der Wasserstand und in der folgenden Nacht konnte Stefan dann seinen ersten Huchen in Händen halten
„was für ein majestätischer, wunderschöner Fisch und was für ein Energiebündel“ hörte ich einen glücklichen Stefan sagen als der Fisch zurück in die dunklen Fluten schwimmt.
Nachts sollte man sich an die unter Tags ausgemachten Wege und Plätze halten, sonst kann man ganz schnell mal einen Tauchgang bei den vielen Unterspülungen, Gumpen und Rinnen machen, so wie es mir passiert ist. Dann sind 13° plötzlich ganz schön kalt und ich war froh über die trockene Ersatzkleidung.
Unsere Mission Sommerhuchen war somit geglückt und am nächsten Tag mussten wir leider wieder den Heimweg antreten.
Einige Reiseinformationen:
1 Woche Huchenfischen mit Übernachtung und Frühstück, inkl. 6 Tage mit Guide und 6 Tage Angelerlaubnis (Nur Catch and release) kosten 1300,- €
Info und Buchung über die fit4fish-Hotline 0162-7371737 oder bei Angel- und Erlebnisreisen Outdoor & More/ Ivanovic Gb