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 Bei unseren Nachbarn in der Schweiz beginnt die Seeforellensaison etwas früher als bei uns, bereits am 15.12. endet die Schonzeit am Lac de Joux in der französischen Schweiz, einem herrlich gelegenen Bergsee mit einer Länge von etwa 9 km und einer Breite von ca. 1 km an der Grenze zu Frankreich.

Ich hatte schon einiges von diesem See gehört, aus den Erzählungen meiner Freunde war mir klar, das wird kein Honigschlecken, es wäre eines der kältesten Täler sagte man mir, geografisch bedingt, weil der See in einem geschlossenen Hochtal (1004 m ü.M.) liegt, bildet sich hier schnell eine „Kaltluftblase“ und Minustemperaturen im 2-stelligen Bereich sind normal.

Es war noch im Oktober, da hat Michi Harm mich zu dieser Aktion leicht überreden können, am Montag vor meiner Abfahrt hatten wir zu Hause heftige Schneefälle (20 cm) mit eisigen Temperaturen (-11°) und meine Vorfreude schmolz dahin - ich stellte mich schon auf das kälteste  Angelabenteuer seit Entdeckung des Anoraks ein und bespulte meine Rollen mit monofiler Schnur.

Und dann? –Es kam alles ganz anders, eine Warmluftfront begleitete mich auf meiner Fahrt entlang am Rhein an der Grenze zu Lichtenstein und ich dachte abends gegen 20:00 Uhr bei +15° „jetzt muss das Außenthermometer defekt sein“, ich öffnete das Seitenfenster und konnte es kaum glauben als es mir warm um die Ohren wehte. Bis Luzern und zum Sarnersee hatte es wieder abgekühlt, aber es waren noch immer +3° (Nachts um 22:00 Uhr).

Am folgenden Vormittag holten wir noch den Marco und den Dominik ab, machten das Auto voll bis unters Dach und los. Wesentliches Thema auf der Fahrt war dann die Wetterlage und deren Folgen, Wasserstand, -temperatur, -klarheit, Beißverhalten ……. Die schweizer Fachzeitschrift „Petri Heil“ berichtet in der aktuellen Ausgabe vom Lac de Joux und war mein Lesestoff auf der Fahrt entlang einiger „Top-Seen“ bis hinauf ins Vallée de Joux.

Früh um 6:00 ging es am nächsten Morgen los, wir machten uns auf den Weg um am Steilufer im Nordwesten des Sees unser Glück zu versuchen. Der Weg war beschwerlich durch den nassen, aber noch reichlich vorhandenen Schnee.

Wir wanderten am See entlang bis eine kleine Landzunge Platz genug bot um zu „lagern“.

Schnell waren die Ruten montiert und eifrig begannen wir den Uferbereich zu befischen.

Nach etwa 2 Stunden war es Zeit sich wieder zu treffen, für eine Tasse heißen Kaffee oder Tee und ein erstes, ernüchterndes Resümee – keiner von uns hatte einen Fischkontakt oder Nachläufer.  Wir erweiterten unseren Aktionsradius und variierten mit den Ködern, wie sich nach etwa 2 weiteren Stunden herausstellte mit dem gleichen Ergebnis wie zuvor – ohne Sichtkontakt oder Biss. Der kräftige, kalte Wind, welcher uns permanent den Schneeregen ins Gesicht bläst, nagt an der Euphorie der Angler. Dank der genialen Organisation und Vorbereitung der Angelfreunde aus der Schweiz, waren wir bestens ausgestattet – inklusive Campküche

Im Handumdrehen machten Michi und Dominik ein kleines Lagerfeuer

und Marco, Chef de Cuisine, bereitete mit dem „Dreibein“ darüber für unsere Truppe ein perfektes schwyzer Schlemmertöpfli

Ein gutes Tröpfchen Wein dazu rundet das Mahl ab

Gut gestärkt und aufgewärmt gehen wir in die 2. Runde.

Sieschhhh tönt es immer wieder wenn die Ruten und Köder bei den kraftvollen Würfen in meiner Umgebung den Gegenwind durchschneiden.

Per „Seefunk“ haben wir inzwischen von gefangen Fischen gehört, diese Fänge kamen jedoch alle aus „Flachwasserbereichen“ und so entschlossen wir uns schon am Nachmittag für den Aufstieg und für einen Platzwechsel zur Abendstunde.

An einer Slipanlage hatte ich dann, kurz vor dem dunkel werden, den ersten deutlich zu verifizierenden Biss. Mein Anhieb war, nachträglich betrachtet, einfach zu lasch und kam nicht durch. Ein sehr gutes Abendessen vertrieb mir rasch den Ärger aus dem Magen und gab mir frische Energie für den nächsten Morgen.

Kurz vor Sonnenaufgang waren wir am Wasser, der Wind hatte nachgelassen und am Ufer war bereits Randeis zu sehen

Schneeregen wechselte mit Regen

Zu erste wollte ich meinen Favoriten, einen silbernen TVS 02 mit 12 Gramm Gewicht versuchen, dieser Blinker hat mir schon etliche Fische beschert und das Vertrauen in ihn ist groß. Wir befischten eine schöne abwechslungsreiche Uferstrecke mit überwiegend großen Steinen, Kies und wenigen Sandbereichen, vereinzelt waren hier auch noch Wasserpflanzen vorhanden.

Es war der 2. oder 3. Wurf an meinem 2. Standort an diesem Morgen, als ich ein unverkennbares Rucken in der Hand spürte und sofort setzte ich einen kräftigen Anhieb – diesmal hing der Haken und nach einem relativ kurzen Drill sah ich eine schön gezeichnete, gute Seeforelle auf mich zukommen. Michi hatte den Fang mitbekommen und kam mir sofort unterstützend mit dem Kescher bei der Landung zu Hilfe.

Die 50er Markierung auf der Rute hatte sie klar überschritten, alles war vergessen, weder den Schneeregen noch die Kälte registrierte ich nun voller Freude über diesen schönen Fang.

Jetzt war Motivation getankt bei mir und meinen Kollegen, die Hoffnung war wieder größer und die gemeinsame Freude an diesem Fang empfand ich als ehrlich und sehr schön. Das Vermessen ergab dann 53 cm schwarz geflecktes Silber, es handelte sich dabei um ein Weibchen, welches sicher bereits vor längerer Zeit abgelaicht hatte, da beim Ausnehmen bereits die neu gebildeten, kleinen Laichstränge vorhanden waren.

Zu Mittag gab es heute Spagetti Bolognese und es wurde an einem öffentlichen Grillplatz gekocht und aufgetischt. Informativ und sehr angenehm empfand ich den Austausch mit den Angelkollegen die ich hier getroffen habe. Der Nachmittag brachte uns noch 2 Fischkontakte, jedoch konnten diese leider nicht gehakt werden und so machten wir uns, leider ohne einen weiteren Fang, aber mit anhaltend guter Laune auf den Rückweg.

Liebe Freunde aus der Schweiz, ich danke Euch für dieses schöne Angelabenteuer und freue mich darauf wieder einmal mit Euch unterwegs zu sein.

Petri Heil

Stephan